Den 11. September 2001 als Schlüsseldatum für die Islamwissenschaften sieht Rüdiger Lohlker nur bedingt. Die Einrichtung seiner Professur 2003 sei zwar Ausdruck eines gesteigerten Bedarfs, sich mit dem Islam auseinanderzusetzen, das Fach selbst habe aber nur bedingt auf die neuen Entwicklungen reagiert. Koranwissenschaftliche, philosophische und theologische Schwerpunkte seien im Wesentlichen weiter gepflegt worden und die Auseinandersetzung mit der modernen muslimischen Welt habe vorrangig in anderen Fächern stattgefunden, in der Politikwissenschaft, der Geografie oder der Kultur- und Sozialanthropologie. Für den Islamismus-Experten, der bereits als Jungwissenschafter über Islam im Internet forschte, war das Thema aber von Anfang an präsent. Seine Expertise macht Lohlker zum begehrten Interviewpartner für Medien aus dem In- und Ausland. „Ich sehe es als Verpflichtung an, dieses gesellschaftliche Interesse zu befriedigen“, sagt der Islam-Experte, der auch als Blogger aktiv ist. Von den Medien falsch zitiert zu werden, komme hin und wieder vor, häufig sei es schlicht ein Übersetzungsproblem, wie in einem Interview mit einem russischen Magazin vor einiger Zeit. Ihm gehe es darum, ein realistisches Islambild zu zeichnen, doch die Macht anti-islamischer Diskurse sei groß, auch in internationalen Medien.