Ihrem großen Traum, sämtliche erhaltenen tocharischen Texte in einer Datenbank aufzuarbeiten, ist Melanie Malzahn schon ein großes Stück näher gekommen. Als Start-Preisträgerin fördert der Wissenschaftsfonds FWF ihr auf sechs Jahre angelegtes Projekt „Eine Gesamtedition der tocharischen Handschriften“, das noch bis 2017 läuft. Von der Datenbank profitieren auch die Nachbarfächer, etwa die Turkologie, die Tibetologie und Buddhismuskunde oder die Kunstgeschichte. „Man muss nicht Tocharisch lernen, um dann mit diesen Texten arbeiten zu können“, so die Indogermanistin. Textmaterial für die Forschung zugänglich zu machen, das sonst verschlossen wäre, ist ihr Ziel. Enorme Erleichterung bringen computergestützte Analysemethoden in der Sprachwissenschaft, automatische Grammatikbestimmungen und Metrikanalysen etwa. Tocharisch ist ein Sprachzweig des Indogermanischen, der entlang der nördlichen Seidenstraße im heutigen West-China gesprochen wurde und bereits im Mittelalter ausgestorben ist. Erhalten sind Originalschriften aus buddhistischen Höhlenklöstern. Wie Tocharisch geklungen hat, wissen die WissenschafterInnen nicht, sie sprechen die alten Texte so aus, wie sie geschrieben sind. Die studierte Indogermanistin beherrscht neben Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und ein bisschen Chinesisch auch Vedisch – eine alte Form des Sanskrit – und Tocharisch. „Die tocharische Kultur war eine Transitzone zwischen Indien und China. Das Tocharische ist daher eine Art Missing Link, um nachzuvollziehen, wie die buddhistische Kultur hinein nach Ostasien kam.“